DIE TERRASSEN DES PHILOSOPHISCHEN GARTENS
Der philosophische Garten Der literarische Garten Die aktuellen Veranstaltungen Gastvorträge Spiele Tagebuch des Nichts Tagtraumpfade Weltrandnotizen Aussichten Ad personam Veröffentlichungen Kontakt Impressum Verweise

Gastvorträge

Organisiert werden in loser Folge Gastvorträge.
Den Auftakt machte der Freiburger Philosoph Kristof Rouvel am 9. November 2006 mit seinem Vortrag zum Thema „Werde, der du vorgibst zu sein!“ Am 2. Mai 2007 folgte der Heidelberger und inzwischen Hamburger Philologe und Philosoph Alexander Hermenau mit einem Essay über die „Philosophie des Lesens“. Dritter Gastredner war der Berliner Philosoph Michael Pauen am 12. März 2008 mit einem Vortrag über die Folgen der neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften für das menschliche Selbstverständnis (Vortrag anhören). Vierter Redner war der Garchinger Astrophysiker Volker Springel am 14. Oktober 2008 in Berlin mit seinem Vortrag „Vom Leben und Sterben der Galaxien: Eine Reise durch 14 Milliarden Jahre kosmischer Geschichte“. Als fünfter Referent präsentierte der Karlsruher und Hamburger Philosoph Cai Werntgen am 26. Februar 2009 seine Gedanken über „Gesten des Denkens – Heidegger after Duchamp“ (Vortrag anhören). Am 2. Dezember 2009 trat der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger auf die Bühne und beschrieb den Weg „Von der Neuroethik zur Bewußtseinsethik“ (Vortrag anhören). Als siebter Gast referierte am 24. Oktober 2010 der Konstanzer Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler über „Zimmerreisen“ (Vortrag anhören). Am 16. April 2012 meditierte der Züricher Philosoph Michael Hampe in der neuen Stadtbibliothek Stuttgart über die Frage, was eigentlich Natur sei (Vortrag anhören). Am 15. Januar 2014 stellte sich als neunter Referent der Heidelberger Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs die Frage, ob das Gehirn Erbe der Seele sein könne (Vortrag anhören). Als zehnter Gast sprach am 7. April 2014 die Wiener Künstlerin und Philosophin Elisabeth von Samsonow über den Elektra-Komplex. Am 16. Juni 2015 referierte in Berlin die Psychologin und Gerontologin Corinna Löckenhoff von der Cornell University über die Psychologie der Zeitwahrnehmung im Laufe des Älterwerdens.
Als zwölfter Redner fragte am 25. Juni 2015 der Berliner Raumtheoretiker Stephan Günzel: Was ist real am virtuellen Raum? (Vortrag anhören) Und am 25. November 2015 begab sich die Frankfurter und Münchener Philosophin Lisa Herzog auf die Suche nach einem zeitgemäßen Liberalismus (Vortrag anhören). Illustrer Gast des vierzehnten Vortragsabends war erneut Corinna Löckenhoff, die am 21. Juli 2016 in der Stadtbibliothek Stuttgart eine erweiterte Fassung ihres Berliner Vortrags aus dem Jahr 2015 präsentierte (den Stuttgarter Vortrag anhören). Als fünfzehnter Redner trat Hartmut Rosa aus Jena und Erfurt in Erscheinung, der am 30. September 2016 in der Stadtbibliothek Stuttgart mit beachtlicher Resonanz über Resonanz und eine Soziologie der Weltbeziehung sprach (den Vortrag anhören). Als nächster Vortragsredner wird Manfred Osten am Donnerstag, 20. Februar 2020 in der Stadtbibliothek Stuttgart über Goethes Entdeckung der Achtsamkeit sprechen und die Aktualität dieses Klassikers im Zeitalter des rasenden Stillstands emphatisch erläutern.


Dr. Manfred Osten (Bonn)

GOETHES ENTDECKUNG DER ACHTSAMKEIT

Zur Aktualität eines Klassikers im Zeitalter des rasenden Stillstands

Einführung: Matthias C. Müller

Was Goethe im „West-östlichen Divan“ fordert, kann verstanden werden als die Präambel für eine neue Humanität der Achtsamkeit gegenüber dem Menschen und der Natur: „Schwerer Dienste tägliche Bewahrung, sonst bedarf es keiner Offenbarung.“

Gemeint ist das von Goethe selber exemplarisch praktizierte Leben als Trainings-Lager täglichen Übens gesteigerter Aufmerksamkeit auf die Phänomene im weitesten Sinne. So steht denn in diesem Betracht Goethes stupender Corpus seiner Zeichnungen als ein Beispiel der Nachwelt vor Augen, was er meinte, wenn er die Achtsamkeit subsumierte unter das Betriebsgeheimnis seiner Biographie mit dem Verdikt: „Achtsamkeit ist das Leben.“

Auf die zahlreichen Aspekte dieses Betriebsgeheimnisses im Leben und im Werk Goethes soll im Vortrag von Dr. Manfred Osten („Gedenke zu leben! Wage es, glücklich zu sein!“ oder Goethe und das Glück, Wallstein Verlag) eingegangen werden.

Daten: Der Vortrag findet am Donnerstag, 20.02.2020, um 19.30 Uhr im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart statt. (Karten: 5,- bzw. 3,- Euro. Anmeldung: Tel. 0711-216-91100 oder 0711-216-96527. E-Mail: karten.stadtbibliothek@stuttgart.de).

Eine Kooperationsveranstaltung von Stadtbibliothek Stuttgart und Philosophischer Garten, Matthias C. Müller, E-Mail: kurs@philosophischergarten.de, Tel. 0179 - 96 87 327.


GEPLANTE GASTVORTRÄGE:

Kristin Marek (Dresden): Lenin, Mao und der Papst. Weshalb tote Körper so wichtig sind

Gegensätzlich zu der omnipräsenten Debatte um die Unsterblichkeit der Körper wird in westlichen Gesellschaften der Tod tabuisiert und den toten Körpern kaum Beachtung geschenkt. Dabei kann die Leiche als Paradigma des raum-, zeit- und kulturübergreifenden Topos der Anwesenheit des Abwesenden gelten. Denn der Tod ist die stärkste Form der Abwesenheit und diese ist nirgends so präsent wie im Leichnam. Dieser ist zwar noch Körper, doch kann er dem lebenden Körper nur mehr ähneln, von dem er sich mit Fortschreiten des Verwesungsprozesses zunehmend entfernt. Das Verschwinden des Körpers im Leichnam, sein unsicherer Status, evoziert zahlreiche unterschiedliche Praktiken, die in Bezug zu bestimmten symbolischen, rituellen, erkenntnistheoretischen oder, allgemein gesprochen, kulturellen Ordnungen stehen, die sich über den Leichnam vermitteln. Ausgehend von den Aufbahrungen Lenins und Maos eröffnet der Vortrag die Tiefendimensionen einer Kulturgeschichte des toten Herrscherkörpers.

Eva Corino (Erfurt): Familiengründung und Rollenverständnis unter den Bedingungen der Globalisierung. Eine philosophische Reise zu den Quellgründen der Geschlechterdebatte

Heinrich Steiner (Berlin): Gott, der Zufall und die Religion nach der Postmoderne

Im Herbst 1999 hielt der führende Computerwissenschaftler Donald E. Knuth am MIT Vorlesungen über die Beziehung zwischen Wissenschaft und Glaube. Nach einer Einführung in die Thematik sprach Knuth über Themen wie Zufall und Religion, Fragen der Übersetzung, Kunst und Schönheit, „Das 3.16 Projekt“, Gott und die Computerwissenschaft. Der Vortrag greift diese Vorlesungen auf und stellt die Frage, ob und wie Religion vom Standpunkt eines Informatikers neu bedacht werden kann.

Thomas König (Epinal): The Cement of the Universe. J. L. Mackies Ansatz zum Begriff der Kausalität

Andreas Müller (Prag): Zu jeder Zeit und überall: Mobilkommunikation und Internet in ihrem Einfluß auf unser Selbstverständnis und die Art, wie wir miteinander leben und kommunizieren



BISHERIGE GASTVORTRÄGE:

Kristof Rouvel (Freiburg): „Werde, der du vorgibst zu sein!“ – Vom Leben als Theater zum philosophischen Problem der Authentizität

Dieser Vortrag wurde gehalten am 9.11.2006 im Wilhelmspalais Stuttgart in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart.

Einführung: Matthias C. Müller.

Die Rollensoziologie beschreibt unser alltägliches Handeln als Schauspiel, bei dem jeder Schauspieler, Zuschauer, Regisseur und Autor zugleich ist. Diese Auffassung scheint ins kollektive Bewußtsein eingegangen zu sein: Politiker haben Imageberater, Stars erfinden sich immer wieder neu in wechselnden Inszenierungen ihrer Person, und jeder weiß, daß er sich gut „verkaufen“ muß, will er im Leben Erfolg haben. Wenn aber unser Leben nur Theater ist – sind wir dann jemals „echt“? Und wie können wir uns selbst noch trauen, wenn wir den Anderen immer nur etwas vorspielen? In einer fragwürdig gewordenen sozialen Wirklichkeit, wird auch die Identität des Einzelnen zum Problem, und jedem Einzelnen stellt sich die philosophische Frage: Wer bin ich wirklich?  


Alexander Hermenau (Heidelberg/Hamburg): Die Philosophie des Lesens

Dieser Vortrag fand am 2. Mai 2007 im Wilhelmspalais Stuttgart in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.

Alexander Hermenau entfaltet in seinem Vortrag eine existentiell umfassende Philosophie des Lesens. Was heißt eigentlich Lesen? Gibt es ein richtiges Lesen neben dem falschen? Nach einer sprachwissenschaftlichen und historischen Bestimmung des Begriffs „Lesen“ erläutert Hermenau das „schöpferische Lesen“, wie es Hugo von Hofmannsthal höchst inspirierend auf den Begriff gebracht hat, und leitet von dort her seinen eigenen, anspruchsvollen Begriff des Lesens ab. Hermenau taucht in die aufregende Geschichte des Lesens und macht klar, warum allein das schöpferische Lesen dem Menschen auf die Sprünge hilft, ja daß Lesen über das Lesen der Schrift weit hinausgeht, dorthin, wo es zur Kunst wird, die wir im Alltagsleben ständig anwenden. Gerade deshalb ist es wichtig, das Lesen der alltäglichen Situationen einzuüben und über das bloß Alltägliche hinauszukommen. So gibt Hermenaus Vortrag den Zuhörern wie nebenbei Vorschläge für eine kreative Lektüre des Alltags.


Michael Pauen (Berlin): Keine Kränkung – keine Krise. Warum die Neurowissenschaften nicht zu einer Revision unseres Selbstverständnisses zwingen (Vortrag anhören)

Dieser Vortrag fand am 12. März 2008 im Max-Bense-Saal des Wilhelmspalais Stuttgart in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.

Es wird vielfach behauptet, daß neuere Ergebnisse der Neuro- und Kognitionswissenschaften zu einer fundamentalen Revision des menschlichen Selbstverständnisses zwingen. Tatsächlich hat es in der bisherigen Geschichte der Wissenschaften weder eine solche Revision des menschlichen Selbstverständnisses gegeben noch die von Freud und anderen immer wieder behaupteten „Kränkungen“. Der Vortrag wird zeigen, daß auch für die Zukunft eine solche Revision nicht zu erwarten ist. Dies betrifft insbesondere das Problem der Willensfreiheit. Zu erwarten ist lediglich ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden neuronalen Prozesse.


Volker Springel (Garching): Vom Leben und Sterben der Galaxien: Eine Reise durch 14 Milliarden Jahre kosmischer Geschichte

Dieser Vortrag fand statt am Dienstag, 14. Oktober 2008 um 19.30 Uhr im ICI Kulturlabor Berlin. Veranstaltet vom Philosophischen Garten in Zusammenarbeit mit dem ICI Kulturlabor Berlin.

Einführung: Matthias C. Müller.

Die Ergründung des Ursprungs unseres Universums zählt sicherlich zu den spannendsten und herausforderndsten Aufgaben, denen sich ein Naturwissenschaftler stellen kann. Volker Springels Untersuchungen zur Strukturentwicklung im Universum, der Verteilung der dunklen Materie in Galaxien und Galaxienhaufen sind Meilensteine der kosmologischen Forschung. Besondere Erwähnung verdienen Springels Arbeiten im Bereich der computergestützten Physik. Er hat unter anderem einen Code entwickelt (GADGET), mit dem in bisher nicht erreichter Auflösung die Strukturbildung unter Berücksichtigung der baryonischen Komponente (das heißt des Gases) numerisch modelliert werden kann. Da die Entwicklung der Materieverteilung im Universum ein hochgradig nichtlineares Problem darstellt, sind solche numerischen Modelle für die moderne Kosmologie unverzichtbar. Der Code GADGET hat sich schnell zum internationalen Standard schlechthin entwickelt. Volker Springels Arbeiten haben ihm den Ruf eines der weltweit führenden Forscher auf seinem Arbeitsgebiet eingebracht. Er versteht es meisterhaft, die zentralen Schlußfolgerungen aus seinen numerischen Ergebnissen zu ziehen, diese zu interpretieren und mittels einschlägiger Publikationen zu kommunizieren. In Berlin wird Volker Springel einem allgemein interessierten Laienpublikum Leben und Sterben unseres unfaßbaren Zuhauses, des Universums, näherbringen.


Cai Werntgen (Karlsruhe/Hamburg): Gesten des Denkens – Heidegger after Duchamp (Vortrag anhören)

Dieser Vortrag fand am Donnerstag, 26. Februar 2009 um 19.30 Uhr im Wilhelmspalais Stuttgart in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.

Zusammenfassung: In seinem Vortrag beleuchtet der Autor und Philosoph Cai Werntgen die Bedeutung der Geste für das Denken. Unter Verweis auf Heidegger grenzt er die Geste von den mündlichen und schriftlichen Formen der Philosophie ab und plädiert dafür, die Geste als eigenständige Form des Denkens anzuerkennen.

Längerer Hinweis zum Vortrag:
Martin Heidegger schreibt vor Beginn seiner Marburger Lehrtätigkeit 1923 einen Brief an Karl Jaspers und spricht darin von seiner Freude, „durch Vormachen Wandel schaffen zu können“. Dieses Vormachen sei freilich „nicht halb so bequem wie ein Buch und wieder ein Buch zu schreiben“.
Ausgehend von dieser Heideggerschen Gegenüberstellung „Vormachen“ vs. „Buchschreiben“ fragt Cai Werntgen nach der Bedeutung des Gestischen für das Denken.
Inwiefern läßt sich die „Geste“ neben der „Schrift“ und der „Stimme“ als dritte Dimension des Denkens verstehen? Und dies gar in einem elementaren Sinn, der über die aktuellen semiotischen und kulturtheoretischen Diskurse zur „Performativität“ ebenso hinausgeht wie über die regelmäßigen Renaissancen von Rhetorik und Ästhetik?
Werntgen illustriert seine Ausführungen anhand von Heideggers gestischem Denkweg von den frühen Codeworten der Fundamentalontologie bis hin zum gelassenen Spätwerk – und er tut dies buchstäblich unter Einblendung zahlreicher Bilder. Hierbei kann Werntgen auch überraschende Bezüge zu weiteren „gestischen Denkern“ wie etwa Marcel Duchamp und Joseph Beuys herstellen.


Thomas Metzinger (Mainz): Von der Neuroethik zur Bewußtseinsethik (Vortrag anhören)

Der Erkenntnisfortschritt in der Hirnforschung leistet einen großen Beitrag zu einem alten philosophischen Ideal – dem Projekt der Selbsterkenntnis. Er wirft aber auch neue ethische Probleme auf und führt zu Veränderungen im Bild des Menschen. Wie werden wir all diese neuen Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten in unser Leben, in unsere Gesellschaft und unsere Kultur integrieren? Der Vortrag wird dafür argumentieren, daß wir der Herausforderung nur dann gerecht werden können, wenn wir uns nicht nur fragen, was ethisch richtige Handlungsweisen sind, sondern auch, was überhaupt ein guter Bewußtseinszustand ist.

Dieser Vortrag fand am 2. Dezember 2009 um 19.30 Uhr im Wilhelmspalais Stuttgart in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.


Bernd Stiegler (Konstanz): Zimmerreisen (Vortrag anhören)

Der Konstanzer Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler untersucht in seinem Vortrag eine besondere Art des Reisens, die nicht in die Ferne, sondern in die Nähe führt: die Zimmerreisen. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart finden sich zahlreiche Dokumente dieser skurrilen wie überaus anregenden Art, die Alltagsumgebung zu erkunden – so als sei diese ein fernes Land. In seinem Lichtbildervortrag (wie könnte es bei Berichten aus fernen Ländern auch anders sein!) wird Bernd Stiegler die Zuhörer mit auf die Reise durch diese Geschichten, Berichte und Kunstprojekte nehmen und sie in Länder entführen, die noch echte Entdeckungen versprechen – und das ohne sich fortzubewegen.

Dieser Vortrag fand am 24. Oktober 2010 um 11 Uhr im Wilhelmspalais Stuttgart im Rahmen des Tags der Bibliotheken und in Kooperation mit der Reihe „Philosophie im Palais“ der Stadtbücherei Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.


Michael Hampe (Zürich): Was ist eigentlich Natur? (Vortrag anhören)

Menschen sind gegenwärtig aus unterschiedlichen Gründen der Meinung, daß sie der Natur schaden. Naturphilosophisch ist jedoch zu fragen, was „die Natur“ eigentlich ist, ob wir ihr gegenüberstehen und uns zu ihr als ganzer verhalten können. Auf welchem Weg könnten wir ein anderes Verhältnis zu anderen natürlichen Wesen entwickeln, über Theorien? Über Erzählungen? Über neue Handlungsgewohnheiten?

Biographie:

Michael Hampe, 1961 in Hannover geboren, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychologie und Biologie in Heidelberg und Cambridge. Nach Professuren in Dublin, Kassel und Bamberg lehrt er seit 2003 als Professor für Philosophie an der ETH Zürich. Im Jahr 2009 erschien sein Bestseller „Das vollkommene Leben. Vier Meditationen über das Glück“. Zuletzt erschien „Tunguska oder Das Ende der Natur“ (2011, beide Hanser Verlag, München).

Dieser Vortrag fand am Montag 16. April 2012 um 19.30 Uhr in Kooperation mit der Philosophiereihe der Stadtbibliothek Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.


Thomas Fuchs (Heidelberg): Das Gehirn als Erbe der Seele? (Vortrag anhören)

Der Vortrag setzt sich kritisch mit einer popularisierten Neurobiologie auseinander, die das Gehirn zum neuen Subjekt erhebt: Es erscheint dann als Denker unseres Denkens, als Täter unseres Tuns, als Schöpfer der erlebten Welt. Die Motive für diese neurobiologische Umdeutung des Psychischen werden aufgezeigt und ihre Grenzen bestimmt. Fazit: Der Reichtum tradierten psychologischen Wissens und hermeneutischen Verstehens ist immer noch die beste Quelle für unser Selbstverständnis.

Biographie:

Thomas Fuchs, 1958 in München geboren, studierte Medizin, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. 1990 wurde er in Medizingeschichte promoviert („Die Mechanisierung des Herzens. Harvey und Descartes“, Frankfurt am Main 1992: Suhrkamp), 1999 folgte eine Dissertation in Philosophie („Leib, Raum, Person. Entwurf einer phänomenologischen Anthropologie“, Stuttgart 2000: Klett-Cotta). Thomas Fuchs ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Karl Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Zudem ist er Direktor des Interdisziplinären Forums für Biomedizin und Kulturwissenschaften (IFBK) an der Universität Heidelberg. Im Jahr 2008 erschien seine viel beachtete Monographie „Das Gehirn - ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption“ (Kohlhammer Verlag, Stuttgart).

Dieser fand am Mittwoch 15. Januar 2014 in Kooperation mit der Philosophiereihe der Stadtbibliothek Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.


Elisabeth von Samsonow (Wien): Der Elektra-Komplex

Prof. Dr. Elisabeth von Samsonow eröffnet in ihrem Vortrag über den Elektra-Komplex einen revolutionär neuen Zugang zu einer anderen Geschichte der Frau. Während der Ödipus-Komplex schon vor Zeiten durch Deleuze/Guattari widerlegt worden ist, fehlte bis heute ein vergleichbares Unternehmen in Hinblick auf den Elektra-Komplex. Elisabeth von Samsonow geht davon aus, daß es nur die Auswirkungen geschickter griechischer Propaganda sind, die Elektra den Mutterhaß unterstellt. Sie fordert die Solidarität zwischen Mutter und Tochter zurück, um erstens so etwas wie „Feminismus“ überhaupt möglich zu machen, und zweitens, um die problematische Position der Menschheit in Bezug auf ihren „Mutterkörper" offenzulegen.

Biographie:

Elisabeth von Samsonow ist Künstlerin und lehrt als Professorin für Philosophische und Historische Anthropologie der Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte bilden die philosophische Theorie des kollektiven Bewußtseins, Geschichte und Gegenwart der Beziehung zwischen Kunst und Religion, Theorie und Geschichte der Wahrnehmung der Frau sowie weibliche Identität und die Aufhebung des Ichs in der Moderne. Zu ihren jüngeren Veröffentlichungen zählen die Studien „Egon Schiele. Ich bin die Vielen: Ein Forschungsbericht“, Passagen-Verlag Wien, 2010, sowie „Anti-Elektra. Totemismus und Schizogamie“, diaphanes-Verlag Zürich, 2007.

Dieser Vortrag fand am Montag 7. April 2014 um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Stuttgart am Mailänder Platz 1 (beim Hauptbahnhof) und in Zusammenarbeit mit der Reihe „Philosophie heute“ der Stadtbibliothek Stuttgart statt.

Einführung: Matthias C. Müller.


Corinna Löckenhoff (Ithaca, NY): Psychologie der Zeitwahrnehmung im Laufe des Älterwerdens (zum Vortrag siehe unten den Hinweis auf den Stuttgarter Vortrag, siehe da auch den Hinweis auf das Deutschlandfunkinterview)

Warum scheint die Zeit mit dem Älterwerden immer schneller zu verlaufen? Wieso legen ältere Menschen besonders großen Wert auf die guten Momente, jenseits der Frage nach der verbleibenden Lebenszeit? Welcher Einfluß kommt der zeitlichen Lebensperspektive und dem Verständnis der Zukunft zu, die sich bei einem jungen Menschen anders zeigen als bei einem alten? Und wie läßt sich die Zeitwahrnehmung im guten Sinne manipulieren?

Die mit renommierten Wissenschaftspreisen mehrfach ausgezeichnete Psychologin und Gerontologin Corinna Löckenhoff gibt einen Einblick in ihre bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der Zeitwahrnehmung und deren Wandlungen im Laufe des Lebens.

Biographie:

Corinna Löckenhoff schloß ihr Psychologiestudium an der Universität Marburg ab und wurde anschließend an der amerikanischen Stanford University promoviert. Heute lehrt sie an der Cornell University in Ithaca, New York, einer der angesehensten Universitäten der Welt. Dort bekleidet sie zwei Professuren - für Entwicklungspsychologie und für Gerontologie (Alternsforschung). Sie ist zudem Direktorin des Labors für Gesundes Altern. Die Association for Psychological Science verlieh ihr im Jahr 2011 die offizielle Anerkennung als „Rising Star“ (aufsteigender Stern am Himmel der Psychologie), und im Jahr 2014 empfing sie den „Margret M. und Paul B. Baltes-Preis“ - den weltweit wichtigsten Nachwuchsforschungspreis der Alternsforschung.

Dieser Vortrag fand am 15. Juni 2015 um 18.45 Uhr im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses statt.

Eine erweiterte Fassung trug Frau Löckenhoff am Donnerstag, 21. Juli 2016, um 19.30 Uhr im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart vor.

Einführung: Matthias C. Müller.


Stephan Günzel (Berlin): Was ist real am virtuellen Raum? (Vortrag anhören)

Der Vortrag widmete sich der Frage nach dem Wirklichkeitsbezug und den Strukturen künstlicher Welten. Eingegangen wird hierbei besonders auf die Räume der Computerspiele und andere Simulationsbilder.

Biographie:

Stephan Günzel hat zahlreiche Arbeiten zum Thema Raum veröffentlicht und lehrt derzeit als Professor für Medientheorie an der Berliner Hochschule für Gestaltung btk.

Dieser Vortrag fand am Donnerstag 25. Juni 2015 um 20.00 Uhr im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Reihe „Philosophie heute“ heute.

Einführung: Matthias C. Müller.


Lisa Herzog (München und Frankfurt am Main): Die Freiheit gehört nicht nur den Reichen (Vortrag anhören)

Wie muß Freiheit im 21. Jahrhundert gedacht werden, damit sie nicht im Widerspruch zu Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und einem gelingenden Leben steht? Und was können die Ideen der Gründerväter des Liberalismus wie zum Beispiel John Locke oder Adam Smith heute noch bedeuten? Die Philosophin und Ökonomin Lisa Herzog (Frankfurt am Main) erläutert ihre These „Freiheit gehört nicht nur den Reichen“, indem sie ein „Update“ liberaler Ideen vorschlägt, das diese Ideen um Fragen nach der Psychologie, der Gerechtigkeit und der sozialen Komplexität erweitert und nach dem Verhältnis von Freiheit und ökologischer Nachhaltigkeit fragt.

Buchhinweis: Lisa Herzog: Freiheit gehört nicht nur den Reichen. Plädoyer für einen zeitgemäßen Liberalismus, C.H. Beck Verlag, München 2014.

Biographie:

Lisa Herzog ist Philosophin und Ökonomin am Institut für Sozialforschung der Universität Frankfurt am Main. Geboren 1983 in Nürnberg. Studium der Philosophie, Volkswirtschaftslehre, Politologie und Neueren Geschichte in München und Oxford. 2007 Diplom in Volkswirtschaftslehre. 2008 Master of Studies in Philosophie. Von 2008 bis 2011 Promotion als Rhodes Scholar an der Universität Oxford zum Thema „Inventing the Market. Smith, Hegel, and Political Theory“. 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin in Wirtschaftsethik an der TU München. 2011 bis 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin in Philosophie an der Universität St. Gallen mit Kurzaufenthalt an der KU Leuven. Seit April 2013 Postdoc am Institut für Sozialforschung und am Exzellenz Cluster „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2014/15 Postdoc am Center for Ethics in Society, Stanford University. 2016/17 wird sie als Fellow am renommierten Wissenschaftskolleg zu Berlin sein.

Dieser Vortrag fand am Mittwoch 25. November 2015 um 19.30 Uhr im Café LesBar der Stadtbibliothek Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Reihe „Philosophie heute“ statt.

Einführung: Matthias C. Müller.

Corinna Löckenhoff (Cornell University, Ithaka, New York): Psychologie der Zeitwahrnehmung im Laufe des Älterwerdens (den Stuttgarter Vortrag anhören).

Corinna Löckenhoff im Interview mit dem Deutschlandradio (hier) (Interview vom 15.6.2015.)

Warum scheint die Zeit mit dem Älterwerden immer schneller zu verlaufen? Wieso legen ältere Menschen besonders großen Wert auf die guten Momente, jenseits der Frage nach der verbleibenden Lebenszeit? Welcher Einfluß kommt der zeitlichen Lebensperspektive und dem Verständnis der Zukunft zu, die sich bei einem jungen Menschen anders zeigen als bei einem alten? Und wie läßt sich die Zeitwahrnehmung im guten Sinne manipulieren?

Die mit renommierten Wissenschaftspreisen mehrfach ausgezeichnete Psychologin und Gerontologin Corinna Löckenhoff gibt einen Einblick in ihre bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der Zeitwahrnehmung und deren Wandlungen im Laufe des Lebens.

(Bei diesem Vortrag handelt es sich um eine erweitertete Fassung von Frau Löckenhoffs Vortrag im Philosophischen Garten am 16. Juni 2015 im Berliner Literaturhaus.)

Biographie: Corinna Löckenhoff schloß ihr Psychologiestudium an der Universität Marburg ab und wurde anschließend an der amerikanischen Stanford University promoviert. Heute lehrt sie an der Cornell University in Ithaca, New York, einer der angesehensten Universitäten der Welt. Dort bekleidet sie zwei Professuren - für Entwicklungspsychologie und für Gerontologie (Alternsforschung). Sie ist zudem Direktorin des Labors für Gesundes Altern. Die Association for Psychological Science verlieh ihr im Jahr 2011 die offizielle Anerkennung als „Rising Star“ (aufsteigender Stern am Himmel der Psychologie), und im Jahr 2014 empfing sie den „Margret M. und Paul B. Baltes-Preis“ - den weltweit wichtigsten Nachwuchsforschungspreis der Alternsforschung.

Einführung: Matthias C. Müller.

Dieser Vortrag fand am Donnerstag, 21. Juli 2016, um 19.30 Uhr im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart statt.


Hartmut Rosa (Jena und Erfurt )

RESONANZ. EINE SOZIOLOGIE DER WELTBEZIEHUNG

Vortrag anläßlich Herrn Rosas neuem gleichnamigen preisgekrönten Buch zum Thema Resonanz (siehe Hinweis unten):

Wenn Menschen sich an ihrem Wohnort und in ihrem Land nicht mehr zuhause fühlen, sich vielmehr subjektiv als Fremde in der eigenen Heimat erleben, dann hat das womöglich nicht allein mit dem beschleunigten Wandel zu tun, der im Zuge marktwirtschaftlicher Prozesse und globaler Völkerwanderungen unaufhaltsam noch den letzten Winkel der Provinz erfaßt; es liegt vielleicht auch an mangelhafter politischer Resonanz: Viele Bürger fühlen ihre Ängste und Nöte von der Politik nicht zureichend ernstgenommen.

Sie haben unter Umständen auch den Eindruck, es fehle ihnen die Möglichkeit, auf die konkreten Prozesse einzuwirken, sie mitzugestalten und sich selbst als politisch wirksam zu erfahren und somit eine gelingende Beziehung zu ihrer Umwelt herzustellen. Stattdessen erleben sie die Mitwelt als ihnen entfremdet, als stumm oder als zurückweisend.

Der Jenaer Soziologe und Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa versucht in seinem Stuttgarter Vortrag, einen Aspekt dieses mitsprachepsychologischen Problems analytisch zu durchdringen und einen Vorschlag zu seiner Lösung zu unterbreiten. Er führt hierzu die schwingungstheoretische Metapher der Resonanz ein. Der fehlende Widerhall - das ausbleibende Zurück-Tönen (Re-Sonanz) - in der Kommunikation zwischen Politik und Volk könnte ein Grund für das existierende Unbehagen in Teilen der Gesellschaft sein.

Hartmut Rosa lehrt an der Universität Jena Allgemeine und Theoretische Soziologie. Er ist zudem Direktor des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt. Die Arbeitsgebiete des 1965 geborenen Soziologen umfassen Zeitdiagnose und Moderneanalyse, normative und empirische Grundlagen der Gesellschaftskritik, Subjekt- und Identitätstheorien, Zeitsoziologie und Beschleunigungstheorie sowie Soziologie der Weltbeziehung.

Aufsehen erregte sein Buch „Beschleunigung“ (2005, Suhrkamp-Verlag), in dem er die dramatische Veränderung von Zeitstrukturen in der Moderne analysiert. Im Frühjahr 2016 erschien sein jüngstes, über 800 Seiten umfassendes Buch: „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (Suhrkamp).

Hartmut Rosas Resonanz-Buch stand auf der SZ/NDR-Bestenliste Sachbuch April 2016. Darüber hinaus wurde Herr Rosa am 23.9.2016 für das Resonanz-Buch mit dem Tractatus-Essaypreis 2016 des Philosophicum Lech ausgezeichnet.

Einführung: Matthias C. Müller.

Der Vortrag fand am Freitag, 30. September 2016, um 19.30 Uhr im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart statt. In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart und dem Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart.



Wegmarken

Das Gespräch ist das Rad der Welt.
(Samuel Levi)

 

 


©2005-2024 Der philosophische Garten Eingang Kontakt Impressum